Stylish Seattle (Week 21)
Wenn man Portland & Seattle, die beiden Metropolen im Pacific Northwest, miteinander vergleicht, ist es nicht einfach einen Sieger zu küren. Auf den ersten Blick haben sie dieselben Vorzüge (hohe Lebensqualität, zahlreiche Outdoor-Möglichkeiten, ausgeprägte Bier- & Kaffeekultur), aber bei genauerer Betrachtung hat Seattle, die grosse Schwester, doch immer ein Stückchen die Nase vorn!
Dass Seattle direkt am Meer (bzw. der Bucht des Puget Sound) liegt, ist immer ein "added bonus" - auch wenn Portland nur 1 Stunde vom Meer entfernt ist und ich mich von der Schönheit der Oregon Coast selbst überzeugen konnte. Portland hat aber auch nicht die Skyline Seattles und die Schutzpatronin Portlandia kann man nur anschauen, auf Seattle's Space Needle jedoch immerhin hinauffahren (worauf ich allerdings verzichtet habe; das Restaurant oben soll - ähnlich unserem Donauturm - nix können und in Chicago wartet ja noch das höchste Gebäude der USA auf mich). Und Seattle's "Hausberg" Mount Rainier (4.395 m) ist ebenfalls deutlich höher als Portland's Mount Hood (3.425 m).
Portland kann auf renommierte Indie-Bands wie die Dandy Warhols oder Decemberists verweisen, aber Seattle hat der Welt den Grunge geschenkt und Bands wie Nirvana oder Pearl Jam hervorgebracht. Mit anderen Worten: in Seattle scheint alles noch ein wenig "bigger & better" als in Portland. Dass "grösser" nicht automatisch "besser" bedeutet, zeigt sich wiederum bei der Kaffekultur: Portland's Stumptown Coffee hat es "nur" zu lokaler Berühmtheit gebracht, Starbucks dagegen hat die Welt erobert - ich trinke meinen Capuccino aber immer noch lieber aus einer Kaffetasse als aus einem Pappbecher!
Portland kann auf renommierte Indie-Bands wie die Dandy Warhols oder Decemberists verweisen, aber Seattle hat der Welt den Grunge geschenkt und Bands wie Nirvana oder Pearl Jam hervorgebracht. Mit anderen Worten: in Seattle scheint alles noch ein wenig "bigger & better" als in Portland. Dass "grösser" nicht automatisch "besser" bedeutet, zeigt sich wiederum bei der Kaffekultur: Portland's Stumptown Coffee hat es "nur" zu lokaler Berühmtheit gebracht, Starbucks dagegen hat die Welt erobert - ich trinke meinen Capuccino aber immer noch lieber aus einer Kaffetasse als aus einem Pappbecher!
Der kleine, aber feine Unterschied zwischen den beiden Städten schlug sich witzigerweise auch in meiner Unterkunft nieder: in beiden Städten wohnte ich ca. eine Stunde entfernt ausserhalb in Vorstädten, und während ich bei Wes & Shelly in Oregon City (südlich von Portland) ein rustikales Gästezimmer bezog, wohnte ich bei Adam & Sarah in Kent (südlich von Seattle) in einem Arbeitszimmer mit Couch, riesigem iMac & einem Bücherregal voller Outdoor-Literatur! Tagsüber wurde ich sogar noch mit einem iPhone der beiden ausgestattet, um dringende Anrufe zu erledigen. Ihr könnt Euch vorstellen dass ich mich in meiner "Kommandozentrale" sehr wohlgefühlt habe, und den ersten Tag verbrachte ich auch fast ausschliesslich daheim. Nachdem ich in Oregon permanent auf Achse war, kam mir so ein Tag im "Home Office" richig gelegen!
Adam & Sarah waren für mich the quintessential Seattle couple: sie waren mir von Hye-Jin, einer momentan in Wien lebenden, aber aus Seattle stammenden Yogalehrerin vermittelt worden und bestätigten gleich mehrere der gängigen Klischees über Seattleites. Beide sind cool, jung & erfolgreich und arbeiten in höheren Positionen für den Outdoor-Ausstatter REI - Sarah im Marketing, Adam prüft als Field Test Analyst REI-Produkte auf Herz & Nieren und hat eine ganze Garage voller Outdoor-Equipment! Als Besitzer zweier Katzen waren sie mir sowieso gleich sympathisch, Sportskanonen waren sie obendrein, und ausserdem sehr umweltbewusst (Mülltrennung und Lichtsparen wurden grossgeschrieben) und beide Vegetarier. Den ersten Abend verbrachten wir auch gleich in ihrem vegetarischem Lieblingslokal in Capitol Hill, Seattle's Hipster-Stadtviertel, wo uns ihr Kumpel Simon Gesellschaft leistete, ein junger Fotograph, der mit Adam ausgiebig über Mountainbikes fachsimpelte und mir die Kaffee-Hotspots der Stadt nahelegte. Als wir anschliessend noch bei einer Partie "Bike-Polo" (anscheinend das next big thing aus Seattle) zusahen, und ich dabei ein ausgezeichnetes Kaffee-Eis genoss, war dies ein echter "only-in-Seattle-moment"!
Von diesem Moment an wusste ich auch, dass ich mir für die Stadt ausreichend Zeit nehmen wollte, und warf meine Pläne für einen Abstecher nach Vancouver/Kanada endgültig über Bord. Stattdessen nahm ich mir 2 Tage Zeit, um Seattle's Sehendwürdigkeiten zu erkunden: die "Altstadt" um den Pioneer Square, den legendären Pike Place Market (wo die Fischverkäufer unter lauter Interaktion mit dem Publikum Unmengen an Lachs, Heilbutt, Krabben & anderem Seafood-Leckereien an den Mann/die Frau bringen) und natürlich durfte auch ein Besuch im SAFECO Field nicht fehlen. Dort wurde ich Zeuge eines spannenden Pitcher's Duel zwischen Felix Hernandez (Seattle Mariners) und Dan Haren (L.A. Angels), welches der Lokalmatador (er wird hier "King Felix" gerufen und hatte seinen eigenen Fanclub im Left Field) nach 0-1 Rückstand noch in einen 2-1 Sieg verwandeln konnte. Es war auch das erste meiner bislang 5 Baseball-Spiele, in dem ich einen Pitcher ein complete game werfen sah (dh. er wirft alle 9 Innings durch, ohne von einem Einwechselwerfer - relief pitcher - abgelöst werden zu müssen). Dazu nippte ich an diesem herrlich lauen Spätsommerabend an einem Becher Deschutes, dem mit 9 Dollar und 70 Cents mit Abstand teuersten Bier das ich in den USA erstanden habe! Allerdings muss ich einräumen, dass dieses Microbrew aus Oregon auch das bisher beste war, und ich die Investition trotz anfänglichen Entsetzens nicht bereut habe!
Anderntags stattete ich Belltown einen Besuch ab, quasi dem Geburtsort der Grunge-Bewegung. Auch wenn es sich in den letzten Jahren zu einem eher schicken Viertel gemausert hat, ist es immer noch eine Top-Nightlife-Adresse in Seattle und mit dem legendären Crocodile Cafe, das in den 90ern vielen Grunge-Bands als Sprungbrett diente und auch von den Singles im gleichnamigen Film angesteuert wurde, liegt immer noch ein Hauch von Grunge in der Luft! Diesen Tag schloss ich dann mit einem Besuch im CINERAMA ab, quasi dem Gartenbau-Kino Seattles: ein älteres Kino mit nur einem Saal, welcher aber knapp 1.000 Sitzplätze umfasst und mit state-of-the-art Equipment ausgestattet ist. Ich sah mir The Rise of the Apes an, das Prequel zur "Planet der Affen"-Serie, in dem die Affen nun erstmals komplett computergeneriert sind (in einer Vitrine im Foyer konnte man allerdings die Originalkostüme von Charlton Heston aus dem ersten Film bewundern). An diesem Abend war ein solcher Blockbuster genau was ich brauchte, und beim finalen Showdown auf der Golden Gate Bridge kamen ausserdem ein paar schöne Erinnerungen an die Bay Area auf!
Ansonsten war ich in Seattle mit der Planung meines nächsten grossen Backcountry-Abenteuers, einem mehrtägigen Abstecher auf die Olympic Halbinsel, beschäftigt - ich hatte Aaron Ruder, einen Kollegen vom Yoga-Training, als Partner für diese Unternehmung gewonnen. Am Yogatraining war uns Aaron aufgrund seiner Herkunft aus dem "Dairy State" Milwaukee allen als "Cheese" geläufig, und mit seinem sonnigen Gemüt erschien er mir ein guter Partner für eine potentiell sehr verregnete Mehrtages-Wanderung (die Olymic Halbinsel ist nicht umsonst der einzige Regenwald am amerikanischen Festland). Er war zufällig vor kurzem in die Gegend übersiedelt, um für Bikram Yoga Everett (etwa 1 Stunde nördlich von Seattle) erste Unterrichtserfahrung zu sammeln, und da er privat & beruflich gerade einiges um die Ohren hatte, war er sehr daran interessiert für einige Tage aus Everett rauszukommen. Wir trafen uns also buchstäblich in der Mitte, am Pioneer Square in Seattle, um unsere Pläne zu besprechen, und im Vorbeigehen staubten wir als die "Flying Yogis" gleich den 2. Platz bei einem witzigen Pub-Quiz ab. Den 15-Dollar-Getränkegutschein vom Central Saloon hoben wir uns auf, um nach der Rückkehr von der Halbinsel mit ein paar Bier anzustossen.
Zunächst galt es aber Aaron für das Abenteuer auszurüsten, denn er hatte keinerlei Equipment für ein solches Unterfangen, und da kam wiederum mein grosszügiger Gastgeber Adam ins Spiel (der uns am liebsten selbst begleitet hätte, allerdings schon verplant war). In seiner Garage, vollgestopft mit REI-Equipment & Mountainbikes, wurde Aaron im Handumdrehen mit den Basics (Rucksack, Regenjacke & -hose) ausgestattet; Schuhe, Zelt & weitere Kleinigkeiten erwarb er dann für rund 350 Dollar bei einer 3-stündigen gemeinsamen Shopping-Tour beim REI-Flagship-Store in Seattle. Ich bekam von Adam einen Wasserfilter & bärensicheren Container geliehen und musste mich bei REI eigentlich nur noch mit Campingfutter und ein paar Kleinigkeiten eindecken. Damit waren wir bereit für unseren Ausflug!
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