Vamos a les Wild-Alpes!


Man könnte berechtigterweise argumentieren, ich hätte schon genug Sportausrüstung im Keller (oder auch mitten in der Wohnung) herumstehen, aber dennoch bin ich drauf und dran eine weitere Sportart zu meinen Hobbies zu zählen - das Paddeln! Mein "Wingman" Klaus ist ja bereits seit 2009 begeisterter Paddler, und regelmässig in Wildalpen an der Salza zu Gast. Dort befindet sich nämlich - inmitten eines wunderschönen Campingplatzes der Naturfreunde - das "Wildwasser Kompetenzzentrum" Ost-Österreichs, geleitet von Heli & Angela Kern. Aufgrund Klaus' guter Kontakte dorthin durften wir heuer bereits 2x an einem Kajak-Kurswochenende in Wildalpen teilnehmen, und sind dabei alle ein wenig dem Paddelfieber erlegen!

Blut geleckt hatte ich eigentlich schon vor ein paar Jahren, als ich mit einer kleinen Gruppe im Höllental auf der Schwarza paddeln, und schwer beeindruckt vom Naturerlebnis dort war. Als unser Gruppenleiter Thomas damals anmerkte, dass wir "unterhalb der Freiheit" in den Fluss einsteigen würden, da dort immer wieder Unfälle passieren und auch schon Leute ertrunken wären, wurde ich jedoch hellhörig. Die Tatsache, dass es ganz offensichtlich auch beim Paddeln auf relativ harmlosen und dermassen idyllischen Flüssen wie der Schwarza potenziell tödliche "Schlüsselstellen" gab (und solche Stellen dann ironischerweise den Namen "Freiheit" erhielten) übte sofort eine morbide Faszination auf mich aus.


Wenig später machte ich mich im Internet schlau und erfuhr dass es - ähnlich wie beim Klettern - auch beim Wildwasserpaddeln (6) Schwierigkeitsgrade gibt, und dass die Gefahr der Freiheit , je nach Pegel immerhin WW Grad II-III, aus einer "unterspülten Prallwand" besteht. Noch konnte und wollte ich mir darunter nichts genaues vorstellen, aber meine Neugier war geweckt. Und als von Klaus heuer im Mai der Vorschlag zu einem Kajak-Kurs kam, brauchte ich nicht lange zu überlegen.



So verschlug es uns also Anfang Juni auf die Salza, und wir machten unsere ersten Geh- oder vielmehr Paddelversuche in einem Kajak. Zwar hatte ich schon einmal in einem Boot gesessen, doch damals war es eine harmlose, gemütliche Paddeltour gewesen. Als uns Kursleiter Matthias beim "Fitten" (Anpassen) der Boote half, und wir uns samt Neopren und Spritzdecke darin verspreizen mussten, wusste ich jedoch bereits dass es diesmal etwas "ernster" zugehen könnte.

Michael Niavarani hat ja unlängst in seiner Kabarettnummer "Flugangst" sehr treffend darauf aufmerksam gemacht, wie unglaublich ermutigend es ist, vor einem Flug bei der Sicherheitseinweisung durch das Bordpersonal vorgeführt zu bekommen, dass "ja durchaus etwas passieren könnt'"... ähnlich war es, als wir am Salza-Stausee als allererste Lektion das "Aussteigen" aus einem Kajak üben mussten, implizierte es doch den Hinweis dass wir früher oder später kentern würden. Da man als Anfänger nicht erwarten darf, gleich mit einer Eskimorolle lässig-elegant wieder aufzutauchen, muss man also, kopfüber im Wasser treibend, die Spritzdecke öffnen, seine Beine aus der Verankerung im Kajak lösen und sich mit den Armen aus dem Boot herausschieben. Keiner bestritt die Sinnhaftigkeit diesen Bewegungsablauf gleich zu Beginn zu üben, aber etwas mulmig war uns doch wohl allen zumute.



Nach einigen Paddelübungen und witziger Spiele wie zB dem "Kajak-Polo" (bei dem ich gleich mal meine persönliche Schrecksekunde hatte, als ich völlig überraschend kenterte und ein Weilchen brauchte bis ich mich aus meinem Boot herausgeschält hatte) überquerten wir dann den Stausee, umtrugen die Boote bei der wunderschönen Presceny-Klause und durften dann in den mittleren Teil der Salza einsteigen!



Wir lernten nun zunächst die Basismanöver Vorwärtsschlag, Bogenschlag, Flache Stütze & Seilfähre auf dem "bewegten Wasser" (als "Wildwasser" kann man das Teilstück unterhalb der Presceny-Klause noch nicht wirklich bezeichnen) anzuwenden und übten vor allem immer und immer wieder das Erkennen von, Einfahren in, bzw. Ausfahren aus dem "Kehrwasser", ein Begriff der nach dem Wochenende praktisch zum Haushaltsvokabular zählt. Gemeint sind damit die kleinen Verwirbelungen bzw. ruhigen Stellen am Ufer bzw. hinter Flusshindernissen, die man immer wieder für Pausen nützen kann und muss.



Erst am frühen Abend, und begleitet von einem heftigen Gewitter, stiegen wir bei Gschöder aus der Salza aus, und setzten am 2. Tag an selber Stelle unsere Fahrt fort. Das Ziel war nun bis zu unserem "Basislager", dem Campingplatz Wildalpen abzufahren, und dabei erwartete uns nun tatsächlich Wildwasser der Kategorien I und II:



Gegen Ende durften bzw. mussten wir auch den "Brunner Schwall" durchfahren, eine der Schlüsselstellen auf dem mittleren Salza-Teilstück, bei dem ich auch prompt die Balance verlor und inmitten des Gischt-Schwalls (auf dem Foto am oberen Rand erkennbar) abgeworfen wurde:



Unsere umsichtigen und routinierten Instruktoren Matthias und Corinna waren jedoch immer helfend zur Stelle, sodass es nie zu längerem "Schwimmen" (eine sehr schmeichelhafte Bezeichnung für das Treiben im Fluss, denn mit Boot und Paddel in den Händen lässt es sich in der Strömung nur sehr schwer zielgerichtet schwimmen) kam. Am Ende erreichte ich glücklich und einigermassen abgekämpft den Campingplatz Wildalpen, und wurde dort von der "Heli-Welle" noch ein zweites Mal abgeworfen. Aber da durfte ich wenigstens gleich an Land schwimmen und mein mit Wasser gefülltes Kajak direkt vor meinem Zelt entleeren ;-)

Nun freue ich mich schon auf unser nächstes Wochenende an der Salza und hoffe bzw. fürchte dass dann erstmals der untere Abschnitt befahren wird! Denn wie die dortige Schlüsselstelle "Lawinenschwall" aussieht, möchte ich mir im Moment gar nicht ausmalen!

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