BuchBlogParade - 12 Bücher in 12 Monaten

Zufällig bin ich vor ein paar Tagen im Internet auf den Blog von Eva-Maria Nielsen aus Dänemark gestossen, die dort eine sogenannte "Buchblogparade" ins Leben gerufen hat, und ich fand die Idee so grossartig, dass ich mich spontan entschloss dabei mitzumachen. Schon seit längerem wurmte es mich dass mir in den letzten 2 Jahren die Muße für regelmässige Einträge fehlte. Ebenso türmt sich bei mir zuhause der Stapel ungelesener Bücher, die ich mit besten Absichten gekauft, aber dann doch nicht die Zeit gefunden habe um sie in Angriff zu nehmen. Somit kam mir diese Buchblogparade gerade recht um quasi 2 Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: offene Leseprojekte in Angriff zu nehmen und gleichzeitig meinen Blog wiederzubeleben! Wenn ich dabei dem einen oder anderen Mitleser auch noch einen interessanten Buchtipp liefere, umso besser! Und bei knapp 30 Teilnehmern an der Blogparade kann ich damit rechnen, auch selbst auf neue Literatur zu stossen, die ich ansonsten wohl vermutlich nicht entdeckt hätte. Ich hab mir jedenfalls vorgenommen, regelmässig die Blogroll durchzusehen um mir einen Überblick über die anderen Beiträge zu verschaffen.

Wie funktioniert diese Buchblogparade also? Ganz einfach - am 12. jedes Monats bloggt jeder Teilnehmer - also hoffentlich auch ich - sein Buch des Monats. Es spielt dabei im Grunde keine Rolle ob ich das Buch bereits gelesen habe, gerade lese, oder erst lesen werde, aber im Idealfall werde ich ein paar Worte über den Inhalt des Buches verlieren, begründen weshalb es mein Buch des Monats geworden ist, einen Satz aus dem Buch zitieren, sowie meine eigenen Eindrücke dazu "zu Papier bringen". Nun gut.... nachdem es bereits 40 Minuten nach Mitternacht (und damit genau betrachtet eigentlich bereits der 13. Jänner) ist, fange ich besser gleich damit an! Mein erstes "Buch des Monats 2014" ist:

"América" von T.C. Boyle

 

Die amerikanische Originalausgabe erschien 1995 unter dem Titel "The Tortilla Curtain" im Verlag Viking, New York.

Der Roman schildert die Lebenssituation zweier sehr gegensätzlicher Paare in Los Angeles, Kalifornien. Auf der einen Seite Delaney & Kyra Mossbacher, ein gut situiertes Ehepaar (er Schrifsteller & passionierter Naturliebhaber, sie erfolgreiche Immobilienmaklerin) welches mit ihrem Sohn Jordan, den beiden Hunden Osbert & Sacheverell sowie der Siamkatze Dame Edith eine private Wohnanlage am oberen Ende des Topanga Canyon ihr Eigen nennt; auf der anderen Seite Cándido und seine junge, schwangere Frau América, 2 illegale mexikanische Einwanderer, die in der Hoffnung auf ein besseres Leben aus ihrer Heimatstadt Tepoztlán via Tijuana nach Kalifornien gelangt sind, "ihre Zelte" (bewusst in Anführungsstrichen gesetzt, da sie nicht einmal solche besitzen) im Topanga Canyon aufgeschlagen haben, und täglich zum nahegelegenen "Arbeiterstrich" pilgern, um mit unterbezahlter Arbeit Geld für eine eigene Wohnung zusammenzukratzen.

Das Schicksal dieser beiden Paare kreuzt sich, als Cándido von Delaney beim Überqueren der Canyonstrasse mit dem Auto angefahren und verletzt wird, und dieser ihm gerade einmal 20 Dollar "Schmerzensgeld" zusteckt. In weiterer Folge wird der liberale Delaney  nicht nur vom schlechten Gewissen, sondern einer veritablen Pechsträhne geplagt, der recht bald seine beiden Hunde und sein Auto zum Opfer fallen. Aber auch für Cándido ist der Autounfall nur der Auftakt zu einer ganzen Reihe von Schicksalsschlägen - am Bodensatz der amerikanischen Gesellschaft angesiedelt, sollte man meinen dass es für ihn eigentlich nur bergauf gehen kann, aber T.C. Boyle belehrt uns Kapitel um Kapitel eines Besseren.

Das Buch ist in 3 Teile mit jeweils mehreren Kapiteln gegliedert, mit jedem Kapitel wechselt dabei die Perspektive von Delaney/Kyra zu Cándido/América bzw umgekehrt. Bei letzteren enthält der Text zahlreiche spanische Vokabel, um die Fremdheit der Beiden im "norte" (Nordamerika) zum Ausdruck zu bringen. Sie sind buchstäblich "strangers in a strange land"; es ist nicht ihr Land, nicht ihre Sprache, und auf der Suche nach ihrem bescheidenen Glück kommen sie immer wieder in Konflikt mit den "gabachos", den milchgesichtigen Weißen, für die sie (ebensowenig wie T.C. Boyle) ganz augenscheinlich wenig Verständnis haben...

"In den ersten zwei Wochen nach der idiotischen Geschichte in Canoga Park hatte er ein paarmal Arbeit gefunden, hatte vor dem Postamt mit einer Gruppe anderer Männer herumgestanden, viel weniger waren es inzwischen, immer auf der Hut vor der Einwanderungsbehörde und irgendwelchen wildgewordenen gabachos - ja, es war riskant, aber hatte er eine Wahl?"

Auch wenn ich mir mit der Auswahl meiner nächsten 11 Titel vielleicht nicht immer ganz leicht tun werde - die Auswahl meines ersten Buchs war ein Selbstläufer. Es wurde letztes Jahr im Rahmen der Gratisbuchaktion der Stadt Wien ("Eine STADT. Ein BUCH.") zum Buch des Jahres auserkoren, und wurde daher in grosszügiger Auflage gedruckt und kostenlos in der Stadt verteilt. Diese Aktion fand bereits zum zwölften Mal statt, aber es war das erste Mal dass auch ich mir ein Exemplar sicherte. Das lag wohl nicht zuletzt daran, dass ich 2011 fast ein halbes Jahr in den USA verbracht habe, die Hälfte davon in Kalifornien & Arizona - also buchstäblich am "Tortilla Curtain" - wo das Thema Immigration am brisantesten ist. Daher hat mich die Thematik des Buches besonders angesprochen. 
Meine Heimatstadt Wien ist in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten ebenfalls ein Schmelztiegel der Kulturen geworden, Immigration ist auch hier ein vieldiskutiertes Thema, weshalb die Wahl der Stadt Wien bei der Gratisbuchaktion wohl auch auf dieses Buch gefallen ist. In den USA wird das Buch bereits häufig an Schulen gelesen; auch ich kann es empfehlen und denke dass es dazu beitragen kann, dass junge Menschen sich besser in die schwierige Lage von illegalen Immigranten hineinversetzen können, da es dem Leser in leicht verständlicher Sprache eine komplizierte Thematik vor Augen führt. Ich hätte das Buch zugegebenermassen lieber im englischen Original gelesen, gerade aufgrund der vielen hispanischen Elemente (es heisst ja nicht umsonst Spanglish) aber eine Gratisbuchaktion ist nun mal kein Wunschkonzert. Ich war schon froh dass es diesmal ein Buch & einen Schriftsteller gab, welche mich wirklich interessiert haben (es war mein erstes Buch von T.C. Boyle). Ich habe das Buch Mitte Dezember zu lesen begonnen und bin nun kurz vor dem Ende, insofern bot es sich als erstes "Buch des Monats" an. Mir gefällt auch der Gedanke dass viele andere Wiener dasselbe Buch zur gleichen Zeit gelesen haben - und da unsere Buchblogparade ja ansonsten recht breit gefächert & international besetzt ist, erschien es mir ein guter Auftakt.

Kommentare

  1. T.C. Boyle ist einfach ein wahnsinnig toller Geschichtenerzähler. Meine Favorits: "Wassermusik", "World's End" und "Die Frauen". :-)

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