Buchblogparada 3/12 - Beitrag März

Der vergangene Monat war wieder einmal dadurch gekennzeichnet dass ich mehr Bücher gekauft als gelesen hab... eigentlich scheint mir in letzter Zeit fast jeder Monat ein solcher zu sein, aber dieses Mal ist es zu entschuldigen, waren unter den gekauften Büchern doch 2 Kochbücher sowie ein Reiseführer - und Kochbücher und Reiseführer gehen immer, wie ich finde ;)

Jedenfalls, eingangs wieder meine Liste im Nick-Hornby-Stil:

Gekaufte Bücher:
Yotam Ottolenghi - "Genussvoll vegetarisch" (Geschenk)
Jerome Eckmaier - "Vegan: Tut gut, schmeckt gut"
Andrea Glaubacker: "Indien 151"
Dietrich Höllhuber - "Dolomiten"
(ausserdem noch ein Buch über den 1. Weltkrieg welches ich meinem Vater geschenkt habe)

Gelesene Bücher:
Ernst Soudek - "One-Way Ticket to Detroit" (Buch des Monats)
Sven Regener - "Herr Lehmann" (bin etwa zur Hälfte durch)

Mein Buch des Monats März ist also "One-Way Ticket to Detroit" von Ernst Soudek, erschienen 2013 im Falter Verlag:

                         
Ich entschied mich für dieses Buch weil ich damit auf witzige Art und Weise in Berührung kam - ich lernte nämlich den Autor des Buches, Prof. Ernst Soudek, ganz zufällig Ende 2010 in der Wiener U-Bahn kennen. Mit seiner hünenhaften Statur und einer Sportjacke der University of Michigan war er eine auffallende Erscheinung in der U1, ausserdem sprach er mit anderen Fahrgästen sowohl Wienerisch als auch waschechtes American English, und - dadurch neugierig geworden - beschloss ich ihn anzusprechen. Immerhin plante ich gerade, selbst für ein halbes Jahr auf Bildungskarenz in die USA aufzubrechen, und abgesehen davon dass ich auf der Suche nach Reisetipps und guten Ratschlägen fürs Visum war, interessierte mich ganz einfach was diesen älteren Herrn mit den USA verband. In einem kurzen Gespräch erfuhr ich dass er als junger Mann in die USA emigriert war, und Jahrzehnte später als Englischprofessor am Wiener TGM in seine Heimat zurückgekehrt war. Wir tauschten E-Mail-Adressen aus, und er bat mich ihn über meine USA-Pläne am laufenden zu halten.

Wenig später erschien im STANDARD ein interessanter Artikel über Detroit in den 60er Jahren, verfasst von niemand geringeren als Ernst Soudek, und ich erinnerte mich sofort an die Konversation in der U-Bahn. Der Artikel war eine spannende & unterhaltsame Beschreibung seiner ersten Monate in den USA, nachdem er mithilfe eines Onkels in den 60er Jahren dorthin ausgewandert war, um als Gelegenheitsarbeiter, Student, Leichtathlet und in weiterer Folge als Uni-Professor für Literatur Karriere zu machen. Ernst Soudek hat also eine amerikanische Karriere wie aus dem Bilderbuch vorgelegt - vom Tellerwäscher zum Millionär, oder zumindest: vom Mieteintreiber zum Uni-Professor!

Wie es der Zufall so will, traf ich Herrn Soudek im Frühjahr 2013 erneut wieder, diesmal in einer Starbucks Filiale einer Wiener Shopping Mall. Wir plauderten, ich erzählte ihm von meiner Zeit in den USA, und äusserte mich nochmal wohlwollend zu seinem Artikel im STANDARD, woraufhin er mir eröffnete dass der Artikel allgemein grosse Resonanz gefunden hätte, sodass der Falter Verlag ihm angeboten hätte diese und andere Geschichten aus seiner Zeit in den USA in Buchform zu veröffentlichen. Er hatte an jenem Nachmittag gerade die Illustrationen dabei welche er für das Buch auswählen musste, zeigte mir einige davon, meinte er dürfe aber sonst noch nicht allzuviel verraten. Er würde sich aber jedenfalls freuen wenn ich sein Buch kaufen würde. Und genau das tat ich dann auch!

"One-way ticket to Detroit" ist eine lose Sammlung von True Stories aus Soudek's Zeit in den USA, die den Bogen von seiner Anfangszeit als Mieteintreiber für Detroits Unterwelt-Bosse über seine Karriere als Leichtathlet an der University of Michigan bis hin zu seiner Anstellung als Universitätsprofessor für Literatur an der University ofVirginia spannt - wie kaum ein anderer Österreicher hat Soudek die amerikanische Gesellschaft von ganz unten bis recht weit oben durchwandert, und  dementsprechend interessante Geschichten auf Lager. Selbst zu einer Olympiateilnahme 1964 in Tokio als Diskuswerfer hat es der 1940 in einfachen Verhältnissen im sozialistischen Wien aufgewachsene Soudek gebracht. Seiner Herkunft und Erziehung ist es wohl auch geschuldet, dass Soudek ein sehr interessierter Menschenbeobachter ist und viel für "den kleinen Mann" übrig hat, was die Figuren in seinem Buch sehr lebendig und interessant macht.

Man merkt Ernst Soudek seine Verbundenheit mit Amerika im allgemeinen und der englischen Sprache im besonderen an. Er kann nicht umhin viele Redewendungen und Ausdrücke direkt aus dem Amerikanischen zu übernehmen, was mir einerseits sehr gefiel und dem ganzen natürlich mehr Lokalkolorit verleiht, jedoch auf Dauer den Lesefluss etwas stört - man bekommt mitunter das Gefühl er hätte das Buch lieber auf Englisch geschrieben. Etwas anstrengend fand ich auf Dauer auch die häufige Verwendung von (deutschen) Fremdwörtern, mit der er meiner Meinung nach etwas zu sehr den Literaturprofessor herauszukehren versucht, aber ansonsten sind die Geschichten immer sehr lebensnah, witzig, ja häufig so skurril dass man sie kaum glauben mag, und die Charaktere lebendig und interessant. Ernst Soudek hat einiges zu erzählen, und die besten Geschichten schreibt eben manchmal das Leben selbst.

Es würde mich freuen wenn der eine oder andere Leser jetzt neugierig auf dieses Buch, oder zumindest auf den Artikel im STANDARD geworden ist. Ich werde mich mit Herrn Soudek demnächst mal auf einen Café zusammensetzen um über sein Buch zu plaudern.



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