"Travels with Charley" (John Steinbeck) - Buchblogparade Teil 7


Endlich Sommer - und damit Urlaubs- und gleichzeitig Lesezeit! Ganz bewusst hab ich keine neuen Bücher gekauft, dafür aber gleich 3 Bücher innerhalb der ersten Juliwoche während meines Urlaubs am Balaton auslesen. Und ich hoffe es folgen noch weitere...
Gelesene Bücher:
  • Willy Russell - "The Wrong Boy" (fertiggelesen, Buch des Monats Juni)
  • John Grisham - "Calico Joe" 
  • John Steinbeck - "Travels with Charley"
  • Gert Mak - "Amerika!"(begonnen)

Mein Buch des Monats ist wiederum ein englischsprachiges Buch, und zwar von einem der bedeutendsten amerikanischen Schrifstellers der jüngeren Vergangenheit - John Steinbeck. "Of Mice and Men" findet sich  ja häufig im Kanon der Schulliteratur, ich hatte von ihm bisher allerdings nur "Cannery Row" (Die Strasse der Ölsardinen) gelesen, treffenderweise 2011 nach einem Aufenthalt in der Monterey Bay südlich von San Francisco, wo der Roman spielt. Begeistert von seiner Sprache und seinem lebendigen Erzählstil wollte ich unbedingt noch mehr von Steinbeck lesen, und da ich 2011 ja selbst eine 5-monatige Reise durch die USA unternommen hatte, fiel die Wahl auf "Travels with Charley".

Dabei folgen wir dem knapp 60-jährigen Steinbeck und seinem graublauen Königspudel Charley am Beifahrersitz eines umgebauten GMC Trucks von Sag Harbor auf Long Island quer durch die USA, dann an der Westküste entlang Richtung Süden und schliesslich via Texas & New Orleans wieder zurück an die Ostküste, zum Ausgangspunkt seiner Reise. Steinbeck war ein aufmerksamer Beobachter, in seinen Büchern zudem ein kritischer Betrachter der amerikanischen Moderne (Bücher wie Die Früchte des Zorns oder Jenseits von Eden wurden zu Klassikern), aber im Laufe der Jahre hatte er das Gefühl dass ihm dieses "monströse" Land und seine Bewohner, die Amerikaner, immer fremder geworden waren. Daher plante und unternahm er schliesslich 1962 diese umfangreiche Reise, entgegen Warnungen von Freunden & Familie (Steinbeck hatte im Jahr zuvor einen leichten Schlaganfall gehabt und begann ganz allgemein die Folgeerscheinungen seines Alter zu spüren; er verstarb dann auch wenige Jahre später, 1968) die darin ein verrücktes und sinnloses Unterfangen sahen; nicht umsonst taufte er seinen Wagen dann auch "Rosinante", wie das Pferd von Don Quixote.

Das Buch ist zwar kein Kampf gegen Windmühlen, aber auch kein akkurater Reisebericht, und an mancher Stelle wohl auch literarisch verdichtet (soll heissen, Steinbeck hat sich ein paar dichterische Freiheiten bei der Aufzeichnung von Begegnungen und Gesprächen genommen) aber so oder so ähnlich wird sich das Ganze wohl schon zugetragen haben. Im Vergleich zum munteren Ton von Cannery Row haftet dieser Erzählung etwas Nostalgisches, mitunter auch Wehmütiges an, wenn sie zwischen der Beschreibung von Reiseerlebnissen sowie dem Aufzeichnen von Gedanken (und am Steuer eines Autos auf einer Fahrt quer durch die USA hat man viel Zeit nachzudenken, wie Steinbeck richtig bemerkt) wechselt. Steinbeck kann sich mit seinem Land nicht mehr zur Gänze identifizieren: das wird insbesondere bei der Rückkehr in seinen Geburtsort Salinas/Kalifornien, beim Besuch bei reichen Freunden in Texas, oder beim abschliessenden Aufenthalt in New Orleans (am Höhepunkt der segregation, einige Jahre vor der Ermordung Martin Luther Kings) deutlich, und da findet er dann auch deutliche Worte. Trotz dieser ernsten Untertöne ist das Buch aber vor allem auch unterhaltsam, dafür sorgt nicht zuletzt Pudel Charley, der zwischen den Wäldern von Maine im Osten und den Redwoods im Westen so einige Bäume markiert...

Für jeden Amerika-Interessierten, aber auch für jeden passionierten Vagabunden ist dies jedenfalls ein Pflichtroman, das wird schon im Vorwort klar:

"When i was very young and the urge to be someplace else was on me, i was assured by mature people that maturity would cure this itch. When years described me as mature, the remedy prescribed was middle age. In middle age I was assured that greater age would calm my fever and now that i am fifty-eight perhaps senility will do the job. Nothing has worked. [...] In other words, i don't improve; in further words, once a bum always a bum. I fear the disease is incurable  [...] Once a journey is designed, equipped, and put in process, a new factor enters and takes over. A trip, a safari, an exploration, is an entity, different from all other journeys. It has personality, temperament, individuality, uniqueness. A journey is a person in itself; no two are alike. And all plans, safeguards, policing, and coercion are fruitless. We find after years of struggle that we do not take a trip; a trip takes us. [...] In this a journey is like marriage. The certain way to be wrong is to think you control it. I feel better now, having said this, although only those who have experienced it will understand it."

PS: da sich Steinbecks Reise und Roman kürzlich zum 50. Mal jährten, haben sich einige seiner Leser & Fans ebenfalls auf den Weg gemacht. In "Amerika", dem Buch das ich zur Zeit lese, begibt sich der Niederländer Gert Mak auf dieselbe Reise wie Steinbeck vor 50 Jahren, um die Reise zu rekonstruieren und gleichzeitig eine neue Bestandsaufnahme Amerikas anzufertigen. Nur den Pudel Charley hat er durch seine Ehefrau ersetzt...

Kommentare

  1. ... bin gespannt, wie die Mak'sche Bestandsaufnahme ausfällt. Möglicherweise spielt die Wahl der Reisebegleitung auch eine nicht unwesentliche Rolle ;-)

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